Bunter Melodienreigen der Stadtkapelle Neuffen

Der Regen hatte rechtzeitig aufgehört, um den Weg in die Stadthalle zum Frühjahrskonzert der Stadtkapelle Neuffen freizugeben.

Der 1. Vorsitzende Herr Martin Hirner konnte im vollbesetzten Haus Herrn Bürgermeister Bäcker von der Stadt Neuffen, Herrn Pfarrer Seybold, Herrn Vikar Roos, den Leiter der Jugendmusikschule Herrn Edmund Dollinger, den Ehrenpräsidenten Herrn Karl Filkorn, die Ehrenmitglieder, Musiker-Senioren, Vertreter der benachbarten Vereine und den früheren Dirigenten Herrn Wondra, begrüßen.

Mit einem besonderen Gruß wurden die Mütter bedacht und willkommen geheißen.

Auf der Bühne Platz genommen hatten die Teens, die jüngste Formation beider Vereine Neuffen und Kohlberg. Frau Renate Beck Winkler führte ihre jungen Musikanten durch die anspruchsvolle Jugendliteratur, und mancher Ausreißer wurde mit einem symphatischen Lächeln der Zuhörer quittiert. Mit Musicalmelodien wie „Fluch der Karibik“ oder „Tarzan“ konnten die Jungmusiker ihr Publikum begeistern.

Dann bekamen die „Teens“ Verstärkung durch die „Musinis“ und bildeten so ein gut besetztes Jugendorchester. Gemeinsam wünschte man sich „Einen guten Start“.

Dies gelang überraschend professionell: Das Publikum erlebte einen Marsch nach alter Manier mit einer kurzen Einleitung, Hauptsatz und Trio.

Mit Solobeiträgen stellten sich einzelne Solisten oder Gruppierungen vor, wie das Flötensatzsolo „Magic Flutes“ oder die Jazz Komposition „Misty“ mit träumerisch, schwelgender Melodie. Der Saxoponsatz rief zur Attacke auf, und bei „Soul Bossa Nova“ wurde aus der unterkühlten Harmonik bald eine heiße Welle, die das Publikum zum mitwippen brachte. Mit „Rock the Night“ beendeten

die Jungmusiker ihren Auftritt und die Menge im Saal leistete bei der Aufforderung, die schweren Taktteile mit „Clap Hands“ zu unterstützen, begeistert Folge.

Martin Hirner stellte fest „Es hat Spaß gemacht, euch zuzuhören“ und bedankte sich bei Frau Beck Winkler und den jungen Akteuren.

Nicht zum Sängerwettstreit, sondern zum Wettstreit nach Noten hatte sich das große Orchester der Stadtkapelle unter der Stabführung von Dirigent Wolfgang Landerer auf der Bühne versammelt, um die Konzertbesucher mit Richard Wagners „Einzug der Gäste“ zu begrüßen. Trompetenfanfaren und rasche Klänge im Holzregister eröffneten, um dann in blechgepanzerten Klängen mit „Freudig begrüßen wir die edle Halle“ zu enden.

Markante Blockakkorde von perlenden Kesselpauken unterlegt kündigten den Beginn eines Meisterwerkes des US-Amerikaners Alfred Reed an, um sich dann in einer lieblichen Melodie, immer wieder von prägenden Phrasen unterbrochen, fortzusetzen und in triolisch gebrochenen Dreiklängen mit Paukenwirbeln zu enden.

„A Festival Prelude“, komponiert mit einem einzigen Thema und zwei Fanfarenfiguren, die sich in verflechtender Weise zu einem wahren Hörgenuss entwickelten, war eine Demonstration des Klangkörpers eines symphonischen Blasorchesters. Begeisterter Beifall für Dirigent und Orchester.

Als Dankeschön für den erhaltenen „Beethovenpreis“ und diverse Huldigungen revanchierte sich Richard Strauss postwendend mit der Komposition „Festmusik der Stadt Wien“. Das Publikum revanchierte sich für die Aufführung dieses Werkes durch die Stadtkapelle mit üppigem Beifall.

Musikalisch verweilte man dann beim nächsten Stück in Wien und das Motiv befasste sich thematisch mit dem Frühling. Das Orchester begann unter Führung des Holzsatzes mit perlenden Trommeln und weckte Erinnerungen an sanftes Blätterrauschen, weit entfernte Jagdhörner und Vogelstimmen durch ein brillierendes Piccolo Solo von Lena Dorfschmid.

Die „Phantomania“, welche seit dem Erfolgsroman „Die schöne und das Biest“ von Gaston Leroux durch die Jahrzehnte wanderte, wurde durch Anrew Lloyd Webber mit: „Phantom der Oper“ zu ungeahnten Erfolgen wiedererweckt und entwickelte sich zur Musical-Sensation.

 

Stadtkapellendirigent Wolfgang Landerer hatte sich mit seinen Musikern mit diesem herausragenden Werk für symphonisches Blasorchester einiges vorgenommen.

Für die konzentriert musizierenden Instrumentalisten waren alle Nuancen des Klanges und der Technik enthalten.

Schrille, dissonante Klänge wechselten sich ab mit anmutigen Flötentönen. Xylophon und gestopfte Trompeten erzeugten einen slapstickartigen Charakter. Liebliche Melodien an der Flöte und am Horn brachten Entspannung. Kräftige Tuttiklänge mit souverän führenden Melodielinien der Trompeten, mit markanten Phrasen und donnernden Pauken, steigerten den Spannungsbogen, der sich allmählich bis zum Ende zu einem mächtigen Klang entwickelte und sich nach und nach in einem zarten pianissimo auflöste.

Nach entspannenden Sekunden der Stille wurde diese Leistung mit riesigen Beifall bedacht.

Unter diesem Eindruck war es Martin Hirner ein Bedürfnis, sich an das Konzertpublikum zu wenden und sich bei Dirigent Wolfgang Landerer für die Vorbereitung zu diesem Konzert zu bedanken und den Musikern ein herzliches Dankeschön auszusprechen.

Danach gab es als letztes Stück an diesem Konzertabend „Oregon“ ein Standardwerk der Sonderklasse für Blasorchester.

Dieses Tongemälde aus der Zeit des Wilden Westens wurde treffend und überzeugend dargestellt und gemeistert. Das Publikum wusste die hervorragende Leistung der Stadtkapelle zu schätzen und erklatschte sich vehement eine Zugabe.

Dies war eine gute Gelegenheit, um zu einer alten Liebe der Stadtkapelle, nämlich der Swingmusik der 30ger Jahre, zurückzukehren und auch das Publikum dafür „in Stimmung“ zu bringen. Melodien der Swinglegenden wie Glenn Miller, Duke Ellington, Harry James, Count Basie, und dazu ein Eindruck wie in der Carnegie Hall mit einem „Jungle Drumsolo“, Riffs ohne Ende und „Jumpin’ At The Woodside“ bildeten einen fulminanten Schluss.

Die Hartnäckigkeit des Publikums führte letztendlich zu einer zweiten Zugabe, mit der man zu den Wurzeln der Blasmusik zurückkehrte und der „Egerländer Marsch“ gefiel nicht nur der Zuhörerschaft, sondern auch Ehrenmitglied Josef Winkler machte man damit eine Freude.

Die Jugendformationen unter der gekonnten Leitung von Frau Beck Winkler und das große Orchester unter der souveränen Stabführung von Wolfgang Landerer bewiesen wieder einmal, dass sich die Stadtkapelle Neuffen mit ihren hochgesteckten Zielen auf einem guten Weg befindet.

 

Manfred Wondra