Mit einem bunten musikalischen Strauss in den Frühling!

Konzertante Bestleistungen der Stadtkapelle Neuffen.

 

Zum herausragenden Konzertereignis der Stadtkapelle, nämlich das traditionelle Frühjahrskonzert, strömten zahlreiche Besucher in die Stadthalle. Dort wurden Sie, einmal ganz anders, von einem Klarinetten und Flöten-Ensemble mit dem Radetzky Marsch empfangen. Der erste Vorsitzende Martin Hirner erklärte in seiner Begrüßung, dass durch die Auflösung, bzw. Integration der Jugendkapelle in das Stammorchester der erste Teil des Konzerts neu gestaltet werden musste. So entstand die Idee, den Auftakt mit kleineren Besetzungen zu gestalten. Auch die erst seit kurzem bestehende Kooperation der Stadtkapelle mit der Jugendmusikschule Neuffen bezüglich der Ausbildung von Nachwuchsmusikern war für Vorstand Hirner besonders erwähnenswert. Mit frisch geblasenen „Elite Syncopations“ bewiesen anschließend die Bläser ihre rhythmische Standfestigkeit und heimsten dafür reichlich Beifall ein. Als weitere Besonderheit hatte sich aus dem großen Orchester eine schlanke Besetzung formiert, um eine immer wieder gern gehörte Musikrichtung aufleben zu lassen: die Polka. Stadtkapellendirigent Wolfgang Landerer hatte aus der Vielzahl der Angebote zwei besondere Schmankerl ausgewählt und für die Anhänger dieses Genre ging mit „Böhmischer Traum“ ein Traum in Erfüllung. Ein Bekenntnis zur Freundschaft legten die Bläser mit „Wir Musikanten“ ab. Ein besonderes Lieblingsstück für angehenden Tastenvirtuosen: „Rondo Alla Turca“ wurde auf dem tiefsten Instrument des Blasorchesters, der Tuba, in verblüffender Weise vorgetragen. Was man hier von Carolin Ulmer zu hören bekam, war begeisternd. Im rasanten Tempo, technisch brillant und mit tonlicher Leichtigkeit servierte die junge Dame dieses Kabinettstückchen dem erstaunten Publikum und sie wurde mit entsprechendem Beifall belohnt. Nach der Pause hatte das große Orchester auf der Bühne Platz genommen und eröffnete den zweiten Teil des Konzertes mit einer Originalkomposition „Fanfare Legend One“ des Japaners Eiji Suzuki. Ein voluminöses Eingangsthema wurde von Röhrenglocken und wuchtigem Schlagwerk immer wieder unterbrochen. Gegenläufige Trompetensignale steigerten die Klangperspektive zu einem aufreizenden Klanggeschehen. Das Klanggewebe verdichtete sich zu einer klaren thematischen Aussage um dann im ruhigen Tempo das Motiv nochmals erklingen zu lassen und damit einen strahlenden Schlusspunkt zu setzen. Dirigent Wolfgang Landerer brachte dieses Werk mit seinem Orchester überzeugend auf die Bühne. Carina Hirner, übernahm mit ihrer frischen sympathischen Art die weiteren Ausführungen und vermittelte in ihrer Moderation Wissenswertes über Werke und deren Schöpfer.

Einen Ausflug in die Welt der „Grand Opera“ brachte dem Publikum ein Begegnung mit Verdis erfolgreichsten Kompositionen. Dazu zählt sicherlich die Oper „Nabucco“ von 1842, „Rigoletto“, die ihm 1851 zum internationalen Durchbruch verhalf und „Aida“, die er zur Eröffnung des Suez Kanals schrieb. Im folgenden Potpourri erklangen die vertrauten Klänge des eindrucksvollen „Triumphmarsch“ aus Aida, „Su! del Nilo al sacro lido“ aus Aida, der „Chor der Gefangenen“ aus Nabucco, sowie die Tenor-Arie „La Donna e Mobile“ aus der Oper „Rigoletto“. Mit transparentem Klangbild zwischen den Tutti Stellen und oft heikler Begleitung gelangen Dirigent und Orchester eine achtbare Wiedergabe der Musik jener Zeit. Mit „Emperor“, einem Originalwerk für sinfonisches Blasorchester des Franzosen Thierry Deleruyuelle, hatte sich die Stadtkapelle die Umsetzung eines musikalischen Rückblicks in die Zeitgeschichte um Napoleon zum Ziel gesetzt. Das Werk gliederte sich in drei Sätze:

1. Napoleon, der Adler, 2. Josephine, 3. von Austerlitz bis Waterloo. 1. Satz: Heroische Trompetensignale mit perlenden Trommelwirbeln, von den Holzbläsern ausgeschmückt, brachten den Status und den Glanz des großen Franzosen zum Ausdruck. Eine getragene liebliche Melodie eröffnet den 2. Satz „Josephine“. Langgezogene melodische Phrasen der Tenorhörner und Hörner brachten die Sehnsucht des Kaisers nach der Geliebten zum Ausdruck.

Fanfarenhafte Signale deuteten das Formieren der Massen für die beginnende Auseinandersetzung mit den Gegnern an. Eine ostinate Begleitfigur unterstützt von rhythmischen Tambourin Klängen mit einer fordernden Melodie untermalten den Vorwärtsdrang der mutigen Soldaten. Stark rhythmisierte Kesselpauken im Verbund mit dem übrigen Schlagwerk zeichneten erregend das Kampfgetümmel vor die Ohren des Zuhörers. Sieg und Niederlage; Ein Unisono Motiv deutete das tragische Ende der schicksalhaften Begegnung an und hinterließ betroffene Nachdenklichkeit. Ein Werk mit hoher Aussagekraft wurde vom Dirigent mit führender Gestik und hoch sensibilisierten Musikern prägnant und mit artikuliertem Klangbild packend wiedergegeben.

Das Publikum wusste diese Leistung zu schätzen und reagierte mit begeistertem Beifall. „Eiger“, ein Werk über die Geschichte dieses Berges, der sich mit unzähligen Dramen und Schicksalen einen eigenen Ruf bei den Alpinisten erwarb. Mit sauber klingendem Holzsatz und bläserisch sprühenden Gegensätzen setzten die Musiker einen weiteren Glanzpunkt an diesem Abend.

Die Männer am Seil kletterten musikalisch gut gesichert durch gefährliche Wände und Gletscherspalten. Ein fröhliches „Bergheil“ für diese respektable Leistung. Einen Blick auf die Bühne riskierten Dirigent und Musiker um von der britischen Band „The Police“ ihre frühen Hits zu erfahren. Mit „The Police on Stage“ formierten sich die anfangs konzertant anmutenden Klänge zum groovenden, stampfenden Beat, der sich auf die Zuhörer übertrug und sich im „Snaping with the Finger“ äußerte. So ganz nach dem Geschmack der Swing Enthusiasten war der nächste Titel, eine Auswahl von Melodien von George Gershwin. Mit dem Bekenntnis „I got rhythm“ machte man sich swingend auf den Weg mit typischen Riffeinwürfen der Blechbläser und souverän klingendem Saxofonsatz, um dann im ruhigen Slowbeat Tempo die Ballade „Summertime“ von Daniel Joksch am Alt-Saxofon zu hören. Weiterführend wurde das Thema vom Orchester aufgegriffen und als feurige Latin Nummer wiedergegeben. Fast wie das Original: die Klarinettenkadenz von „Rhapsody in Blue“ gefühlvoll intoniert von Thomas Joksch. Von diesem „Fascinating rhythm“ wurden alle erfasst und so war es am Schluss einfach: „s’ Wonderful“. Lautstarke Beifallsbekundungen belohnten die Wiedergabe dieser populären Melodien.

Herr Hirner betonte in seinen Abschiedsworten, dass der Applaus die hervorragende Programmauswahl von Dirigent Wolfgang Landerer bestätigt hätte. Er bedankte sich beim Dirigenten und den Damen und Herren des Orchesters für die großartige Leistung bei diesem Konzertabend und die Mühe der intensiven Vorbereitung auf dieses Konzert. Ein überreichter edler Tropfen, genossen in Maßen, solle ihm eine kleine Entschädigung sein. Ebenso erhielt Carina Hirner für ihre gekonnte Moderation einen Blumenstrauß. Ein großes Lob richtete er an Hans Peter Ziegler, der mit seinem Bewirtungsteam hervorragende Arbeit geleistet hatte.

Die Konzertbesucher wussten, was sich gehörte, und erklatschten sich bei den Akteuren noch eine Zugabe, mit der Wolfgang Landerer „eigentlich gerechnet habe“, wie er freimütig bekannte. Und so ging dieser eindrucksvolle Konzertabend der Stadtkapelle Neuffen mit einer musikalischen Parodie auf den „Can Can“ von Jacques Offenbach zu Ende, wobei die beschwingte Melodie offensichtlich jedem in die Beine ging und den Nachhauseweg vergnüglicher machte.